Abschiedskonzert der Reitschule
Matinee mit Rudolf BuchbinderVeröffentlicht: 23/09/2024
Eine letzte Matinee
in der historischen ReitschuleAm Sonntag, den 22. September 2024, verabschiedete Rudolf Buchbinder im Beisein von zahlreichen Gästen die Reitschule in die Umbaupause. In der Matinee erklang Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert und Ludwig van Beethoven.
Zwei Wochen nach Abschluss des Grafenegg Festival 2024 spielte Rudolf Buchbinder eine letzte Matinee in der Reitschule, die 2026 in frischem Glanze und um einen neuen Konzertsaal im ersten Stock erweitert erstrahlen soll. Mit dem Entwurf der Architekten Maurer & Partner erfährt das Gebäude eine Neuinterpretation, wobei die Dachkonstruktion wieder dem ursprünglichen Erscheinungsbild angenähert und entsprechend angehoben wird. Damit entsteht im ersten Stock des Gebäudes Platz für einen neuen Kammermusiksaal, der Rudolf Buchbinder namentlich gewidmet wird.
Im Anschluss an die Matinee wurde sich zu einem symbolischen Spatenstich als Auftakt zum Baubeginn versammelt. In den Tagen danach beginnt die Modernisierung der Reitschule. Die Anwesenden erhielten mittels 3D-Projektion einen ersten Einblick in den zukünftigen Rudolf Buchbinder Saal. Vom gesamten Kartenerlös der Matinee werden 10.000 Euro an die Initiative «Österreich hilft Österreich» gespendet, um die Opfer der Hochwasserkatastrophe zu unterstützen.
Reitschule / Rudolf Buchbinder Saal
3D-Visualisierung
Kinderlied und Leidenschaft
Zum Programm der MatineeWOLFGANG AMADEUS MOZART (1756 — 1791)
Zwölf Variationen in C über das französische Lied
«Ah, vous dirai-je Maman» KV 265 (300e) (1781)
Thema — Var. I–X — Var. XI. Adagio — Var. XII. Allegro
FRANZ SCHUBERT (1797 — 1828)
Impromptus D 899 (1827)
Nr. 2 in Es-Dur. Allegro
Nr. 3 in Ges-Dur. Andante
Nr. 4 in As-Dur. Allegretto
LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770 — 1827)
Sonate für Klavier f-Moll op. 57 «Appassionata» (1804/05)
Allegro assai
Andante con moto —
Allegro, ma non tanto — Presto
Texte von Markus Hennerfeind
Welche Klangpracht sich hinter schlichten, zeitlos-eleganten Mauern verbirgt, erleben Sie ab 2026 im Rudolf Buchbinder Saal. Für seine heutige Matinee wählte Rudolf Buchbinder große, zeitlose Musik, die einen Bogen spannt vom Kinderlied zu größter Leidenschaft.
Wolfgang Amadeus Mozart schrieb die Zwölf Variationen in C über das französische Lied «Ah, vous dirai-je Maman» 1781 für seine Meisterschülerin Josepha Barbara Auernhammer. Seinem Vater teilte er im selben Jahr brieflich mit, sie spiele «zum entzücken; nur geht ihr der Wahre feine, singende geschmack im Cantabile ab; sie verzupft alles.» Das dürfte ihr Mozart rasch abgewöhnt haben, denn schon bald begann er, öffentlich mit ihr zu konzertieren. Offenbar nahm Auernhammer auch Theorie- und Kompositionsunterricht bei ihm und wurde seine Assistentin. Das Thema der zwölf Variationen ist so schlicht, dass es jedes Kind nachsingen kann. Später fand es große Verbreitung als «Morgen kommt der Weihnachtsmann» oder «Twinkle, twinkle, little star» im englischen Sprachraum. Mozart war gewiss einer der ersten, die das in den 1760er Jahren in Frankreich erstmals nachgewiesene Lied zur Grundlage von kunstvollen Variationen machte.
Franz Schuberts Impromptus D 899, entstanden 1827, sind Kleinodien von gar nicht so kleiner Statur. Die vom lateinischen «in promptu esse» («in Bereitschaft sein») herrührende Bezeichnung weist auf die freie Form hin. Der Verleger Tobias Haslinger wollte die vier Stücke des ersten Hefts der Impromptus (die Bezeichnung hat vor Schubert schon der böhmische Komponist Jan Václav Voříšek verwendet) zunächst gar nicht veröffentlichen, brachte aber dann zumindest zwei heraus; die restlichen wurden erst nach Schuberts Tod publik. «Er hätte es noch erleben können, wie man ihn jetzt feiert; es hätte ihn zum Höchsten begeistern müssen. Nun er schon lange ruht, wollen wir sorgsam sammeln und aufzeichnen, was er uns hinterlassen; es ist nichts darunter, was nicht von seinem Geist zeugte», schrieb ein tief beeindruckter Robert Schumann in einer Rezension der «Allgemeinen Musikalischen Zeitung» aus dem Jahr 1838. Nur zehn Jahre zuvor schien Schubert den Verlagen kein Risiko wert.
Ludwig van Beethovens «Appassionata» entstand 1804/05 im Nachhall seiner bis dato größten Krise, die 1802 in der Niederschrift des «Heiligenstädter Testaments» resultierte und aus der sich Beethoven mit einer Vielzahl großer Werke befreit hatte. Darunter finden sich die «Eroica», das dritte Klavierkonzert, «Christus am Ölberge», die Erstfassung des «Fidelio» und die «Waldsteinsonate». «Hol Sie der Teufel, ich mag nichts von Ihrer ganzen Moral wissen. Kraft ist die Moral der Menschen, die sich vor anderen auszeichnen, und sie ist auch die meinige,» schrieb Beethoven einmal. Diese Kraft und Entschlossenheit ist wichtiger Bestandteil seiner Musik und im Besonderen auch der «Appassionata». Der Titel stammt nicht von Beethoven: Der Hamburger Verleger Cranz veröffentlichte 1838 die bereits 1807 in Wien erstmals im Druck erschienene Sonate in einem Arrangement für vier Hände und verlieh dem leidenschaftlichen Werk jenen Beinamen, der ihm bis heute durchaus berechtigt anhaften blieb. Gewidmet ist das Werk Beethovens Freund und Gönner Franz von Brunswik. «Beethoven selbst hielt diese Sonate für seine größte (bis zu der Zeit, als er op. 106 komponiert hatte)» schrieb Carl Czerny. Wie schon früher die «Pathétique», findet auch die große «Appassionata» ein düsteres Ende: Der Weg aus dem anfänglichen Dunkel führt weder ins Licht noch in die Resignation, sondern in unerbittlichen Ingrimm.
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