«Meet the artist» Fabio Luisi
Künstler:innenportraitVeröffentlicht: 29/10/2024
5 Fragen an Fabio Luisi
Am 16. November 2024 wird Fabio Luisi das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich dirigieren. Im Interview gibt der einstige Chefdirigent der Tonkünstler Einblick in seine musikalische Reise und seinen Bezug zu Grafenegg.
Sie entdeckten schon sehr früh Ihre Leidenschaft zur Musik, Sie haben bereits mit vier Jahren mit dem Klavierspielen begonnen. Was hat Sie in solch jungen Jahren schon so fasziniert?
Ich erinnere mich, dass ich in der Küche Radio hörte, als klassische Musik gespielt wurde. Mir wurde dann gesagt, dass ich das sehr oft tat, und so beschlossen meine Eltern, mich zu einer Lehrerin zu bringen, der Frau eines Kollegen meines Vaters, die Musikunterricht gab. Sie war Mitglied des Orchesters in Genua und unterrichtete Geige und Klavier. Ich entschied mich für das Klavier, als sie mich fragten, welches der beiden Instrumente ich bevorzugte. Einige Jahre lang war das Klavierspielen für mich wie eine spielerische Übung.
Von 1995 bis 2000 waren Sie Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich. Welche besonderen Erfahrungen nahmen Sie aus dieser Zeit mit?
Es war ganz am Anfang meiner Tätigkeit als Dirigent - ich begann 1987 auf einem gewissen Niveau zu dirigieren - und nach einem Wohltätigkeitskonzert wurde ich gefragt, ob ich Interesse hätte, Chefdirigent des Orchesters zu werden. Ich zögerte nicht; ich kannte das Orchester und wusste, wie erfahren es im symphonischen Repertoire war, eine Erfahrung, die mir fehlte. In den sechs Jahren meiner Amtszeit habe ich viel von diesem Orchester gelernt, vor allem in Bezug auf Stil und Klang. Dieses Orchester war in diesen Jahren mein Lehrmeister.
Was bedeutet Ihnen der Auftritt am 16. November in Grafenegg, bei dem Sie das Tonkünstler-Orchester mit Marie-Ange Nguci am Piano erneut dirigieren werden?
Auch Grafenegg hat eine wesentliche Geschichte in meinem Leben geschrieben. Nach meinem Klavierdiplom, im Sommer 1980, ging ich nach Grafenegg zu einem Meisterkurs für Chopin-Interpretation mit Adam Harasiewicz und Halina Czerny-Stefańska. Ich wohnte einige Wochen in der Schlosstaverne und übte Tag und Nacht in den Räumen des Schlosses. Während meiner Tätigkeit als Chefdirigent der Tonkünstler und in jüngerer Zeit mit ihnen und anderen Orchestern während der Festspiele bin ich immer wieder nach Grafenegg zurückgekehrt. Grafenegg hat einen wichtigen Platz in meinem Herzen.
Haben Sie eine besondere Beziehung zur Musik Anton Bruckners oder speziell zu seiner neunten Symphonie?
Der erste Bruckner, den ich dirigiert habe, war tatsächlich mit dem Tonkünstler-Orchester. Das muss 1995 oder 1996 gewesen sein, mit der siebten Symphonie. Ich erinnere mich, wie sehr mir das Orchester geholfen hat, mich in dieser für mich relativ neuen Welt zurechtzufinden - natürlich kannte ich Bruckner aus meinem Studium und als Hörer, aber ihn zu dirigieren ist eine ganz andere Geschichte.
Sie haben nicht nur eine Passion für Musik, sondern auch für Parfümerie und vertreiben seit 2011 Ihre eigene Parfümkollektion. Sehen Sie eine Verbindung dieser beiden Disziplinen?
Es gibt keine direkte Verbindung zwischen diesen beiden Welten. Aber wie Musik haben auch Düfte die Fähigkeit, Erinnerungen an Personen oder Orte unmittelbar hervorzurufen. Das ist keine esoterische Idee; es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Klänge und Düfte die Amygdala aktivieren, den Teil des Gehirns, der für Emotionen und Gefühle zuständig ist.