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Ink Still Wet

Klangvolle Erfolgsgeschichten

Veröffentlicht: 13/03/2025

Die Zukunft

der Musik

Die Musik ist in Grafenegg in guten Händen. Internationale Spitzenorchester, Solist:innen und Dirigent:innen ersten Ranges bespielen seit 2007 in jedem Sommer das gesamte Konzertareal. Ob am Wolkenturm mit rauschender Üppigkeit, hautnah in der Reitschule und im Schlosshof oder im gediegenen Ambiente des Auditoriums – die Luft ist in Grafenegg von Musik erfüllt. Jedes Jahr ist in Grafenegg ein(e) Composer in Residence zu Gast; mit eigenen Stücken, einem neuen Auftragswerk, Gesprächsrunden und seit 2011 als Leiter:in einer besonderen Institution – des Composer-Conductor-Workshops Ink Still Wet, kurz ISW genannt. Das Konzept: Aufstrebende Komponist:innen bekommen die Gelegenheit, eigene Werke mit einem professionellen Orchester einzustudieren und vor Publikum (ur)aufzuführen. Dabei lernen sie, wie man die eigenen Ideen am besten in der Partitur ausdrückt, wie man mit Musiker:innen ideal kommuniziert und die Probenzeit mit dem Orchester effizient nützt. Das Abschlusskonzert des Composer-Conductor-Workshops Ink Still Wet bildet alljährlich einen spannenden Glanzpunkt inmitten des sommerlichen Konzertreigens: ISW etablierte sich als Magnetpunkt und Sprungbrett für die neue Generation der Musikschaffenden.

Knapp 70 Komponist:innen aus aller Welt haben in den vergangenen 14 Jahren an Ink Still Wet teilgenommen. Die Zahl der jährlichen Bewerbungen ist kontinuierlich angestiegen und hält derzeit bei knapp 200 pro Jahr. Die Auswahl nimmt die/der amtierende Composer in Residence selbst vor. Im Frühling folgt ein erstes Treffen und Kennenlernen in Grafenegg, die Zeit bis zum Festival wird zum Komponieren, für Coachings und Feedback-Runden genützt. 

Von den rund 70 jungen Komponist:innen haben wir neun eingeladen, über ihre Erinnerungen und ihre Karriere seit ihrer Zeit bei Ink Still Wet zu sprechen.

Franz Ferdinand August Rieks

2014

«Migremus per Finientem»

Er ist der jüngste Teilnehmer in der Geschichte von ISW. Im Jahr seiner Teilnahme (2014) feierte Franz Ferdinand seinen 16. Geburtstag, und schon da konnte der junge Künstler auf eine lange Reihe an Erfolgen verweisen. In den Jahren nach Ink Still Wet vertiefte sich Franz Ferdinand August Rieks weiter in seine Arbeit, als «Künstler – Komponist – Performer», wie seine offizielle Biografie erzählt. 2019 war er selbst Composer in Residence am Beethoven-Haus in Bonn, 2024 schloss er sein Master-Studium bei Wolfgang Rihm ab. Auftragswerke, Porträtkonzerte, Residenzen, Auftritte als Pianist und Performer … die Welt von Franz Ferdinand ist ein Vielklang. 

Franz Ferdinand August Rieks
Franz Ferdinand August Rieks © Lucerne Festival / Stefan Deuber

Seine Erinnerungen an Grafenegg packt er in herrliche Metaphern: «die zeit auf dem grafenegg festival war ein sommernachtstraum» und über den ersten Moment, am Pult des Orchesters zu stehen: «als ich damals die bühne betrat […] als 16-jähriger das erste mal als dirigent meinen arm ausstreckte, einen moment meine augen schloss, sie öffnete und in die gesichter dieses wunderbaren orchesters blickte, mich der fagottist erwartungsvoll anlächelte, mit dessen solo die uraufführung begann, links der ganz-bei-mir-seiende konzertmeister ansetzte, in meinem rücken diese intensive woche mit vollkommener widmung jörg widmanns …» 

Kein Zweifel: Franz Ferdinand erlebte in Grafenegg, wie es ist, wenn man als Komponist aus sich heraustritt und mit seiner Umgebung einen intensiven Austausch beginnt. Wir werden noch von ihm hören.

Tomasz Skweresz

2018 und 2019

«Critical Mass» für Orchester, Teil III

3. Satz aus «Plutonion» für Orchester

Nur sehr wenige Teilnehmer von «Ink Still Wet» haben mehr als einmal am Workshop teilgenommen. Tomasz Skweresz (*1984) ist einer von ihnen; gleich zwei der Composers in Residence haben unabhängig voneinander seine Partituren ausgewählt. In Polen geboren, lebt Tomasz heute abwechselnd in Wien und Mittelfranken, wo er als Komponist, Solocellist (Philharmonisches Orchester Regensburg) und dann und wann als Pädagoge an Hochschulen tätig ist. 

Tomasz Skweresz
Tomasz Skweresz © Unison Shot

Die Liste der Auszeichnungen, die der Komponist nach seinem zweiten ISW-Jahr 2019 erhielt, liest sich beeindruckend: In den USA wurde ihm der Alexander Zemlinsky Prize for Composition (2. Platz) verliehen, zwei Jahre später gewann er die Earplay International Composer Competition und die Gilgamesh International Composition Competiton, beide ebenso in den USA. Die Stadt Regensburg verlieh ihm 2024 den Kulturförderpreis, schon zuvor erhielt er in Österreich das Staatsstipendium für Komposition. Ähnlich prominent liest sich die Liste der Auftraggeber, angefangen vom Stuttgarter Kammerorchester über das Festival Warschauer Herbst, das Österreichische Ensemble für Neue Musik (Salzburg), das Madrid Festival Orchestra, das Ensemble Zeitfluss und viele weitere. 

Grafenegg war für ihn «eine unglaublich schöne Erfahrung. Vor allem emotionell war es ein großes Erlebnis, vor so einem wunderbaren Orchester stehen zu dürfen und mein Werk zum Klingen zu bringen. Sehr wichtig und hilfreich waren die immer sehr kooperativen Ratschläge der einzelnen Orchestermusiker:innen. Auch das entspannte Beisammensein mit den anderen Komponisten und die interessanten Gespräche […] waren eine schöne Bereicherung.» Wer sich für die Musik unserer Zeit interessiert, hört eher früher als später ein Werk von Tomasz Skweres. Seine Musik begleitet unser Musikleben mit ihrer expressiven Lebendigkeit.

Hannah Eisendle

2020

«crushed ice II»

Frauen am Dirigentenpult sind leider immer noch die Ausnahme. Umso mehr kann sich die österreichische Musikszene über Hannah Eisendle freuen; sie steht als vielseitige, hochbegabte Komponistin, Pianistin und Dirigentin am Beginn ihrer Karriere. Ein Beispiel gefällig? Ihr Orchesterwerk «heliosis» wurde vom ORF Radio-Symphonieorchester Wien in Auftrag gegeben, unter Marin Alsop uraufgeführt und in Folge in Madrid, Paris und bei den BBC Proms in London gespielt. Man darf es vielleicht ein wenig salopp sagen: Hannah Eisendle ist ein österreichischer Exportschlager. 

Hannah Eisendle
Hannah Eisendle © Markus Rössle

Und Grafenegg war eine wichtige Station auf ihrem bisherigen Weg: «Ink Still Wet war für mich der Auftakt meiner Karriere als Komponistin. Das Besondere daran: Man gewinnt ein tieferes Verständnis seines eigenen Werkes, wenn man es aus der Perspektive einer Dirigentin betrachtet. Dies mit erfahrenen Mentor:innen und im Austausch mit anderen Komponist:innen zu erleben, macht das Konzept von Ink Still Wet so unvergleichlich.»

In Grafenegg begann also Hannah Eisendles Weg als Komponistin. Mittlerweile werden ihre Werke u.a. von Marin Alsop, Manfred Honeck und Cristian Măcelaru in deren Programme aufgenommen. Kompositionsaufträge erhielt sie u.a. vom Wiener Concert-Verein, vom Festival «Carinthischer Sommer» und von der Wiener Staatsoper. Mit Boosey & Hawkes steht einer der profiliertesten Verlage weltweit hinter ihr. Als Dirigentin hört man Hannah Eisendle auch vielerorts: am Stadttheater Klagenfurt, wo sie seit 2023 Kapellmeisterin und Korrepetitorin ist; ebenso am Pult des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich und als Assistentin beim Orchestre National de France, um nur wenige zu nennen. Und im Rahmen des Johann-Strauss-Jahres 2025 dirigiert Hannah Eisendle eine Neuproduktion von «Wiener Blut». 

Donghoon Shin

2021

«Of Rats and Men»

Einer der ISW-Teilnehmer, die sich international bereits voll etabliert haben, ist der Südkoreaner Donghoon Shin. Seit 2014 lebt er in London, wo er neben seiner Arbeit als Komponist zurzeit bei Sir George Benjamin am King’s College London in Komposition promoviert.

Donghoon Shin
Donghoon Shin © Lee Tae Kyung the Chosunilbo

Während er regelmäßig Aufträge von Spitzenorchestern bekommt, war die eigene Erfahrung des Dirigierens bei Ink Still Wet in Grafenegg für ihn etwas Besonderes:  «Als Komponist sitzen wir bei Proben normalerweise im Publikum. ISW war für mich eine seltene Gelegenheit, meine Musik auf der Bühne und dem Podium zu hören und mit großartigen Orchestermusiker:innen des Tonkünstler-Orchesters zusammen zu arbeiten.»

Bei Donghoon Shin weiß man nicht, ob man zuerst die bereits komponierten und uraufgeführten Werke nennen soll – oder doch lieber die Aufträge für neue Werke, an denen er gerade arbeitet. Vielleicht etwas von beidem: Nach Grafenegg gewann er den Claudio-Abbado-Kompositionspreis der Berliner Philharmoniker und schrieb sein Cellokonzert «Nachtergebung» für das 50. Jubiläum der Karajan-Akademie, die es mit Bruno Delepelaire als Solist unter der Leitung von Kirill Petrenko uraufführte. Im Jänner 2025 wurde Donghoon Shins Violakonzert von den Berliner Philharmonikern unter Tugan Sokhiev und mit dem Bratschisten Amihai Grosz uraufgeführt; das Werk wurde gemeinsam mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, dem Minnesota Orchestra und Gyeong-gi Philharmonic beauftragt. Der weitere Verlauf von 2025 bringt weiters eine neue Violinsonate für Christian Tetzlaff und Leif Ove Andsnes sowie ein neues Orchesterwerk, welches das London Symphony Orchestra, das Boston Symphony Orchestra und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in Auftrag gegeben haben. Donghoon Shin und sein Weg als Komponist zählen zu den außergewöhnlichen Erfolgsgeschichten der Neuen Musik.

Tanja Elisa Glinsner

2022

«Ein Baum. Entwurzelt. Der ins Leere fällt.»

Tanja Elisa Glinsner wurde in Linz geboren und studierte zunächst Komposition. Darauf folgte – bei Komponist:innen eher die Ausnahme – ein Gesangsstudium in Wien; und seit 2021 studiert sie ebenso in Wien Musikdramatische Darstellung. Ihr Zugang zur Musik als Dirigentin, Sängerin und Bühnendarstellerin schlägt sich auch in ihren Werken nieder.

Tanja Elisa Glinsner
Tanja Elisa Glinsner © Theresa Pawel

2024 gewann sie den «Call for Scores Orchesterwerke» der Austrian Composers (ehemals ÖKB) in Kooperation mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Wien Modern und dem Arnold Schönberg Center. Im November wurde ihre Komposition «Ein Baum. Entwurzelt. Der ins Leere fällt» im Wiener Musikverein aufgeführt, zwei Jahre nach dem ISW-Konzert in Grafenegg. Ebenso 2024 gewann Tanja Elisa Glinsner im Tandem mit Librettistin Lea Willeke den Short-Operetta-Wettbewerb des Lehár-Festivals in Bad Ischl im Rahmen des Kulturhauptstadt-Programms: Als eine von drei Kurzoperetten wurde im Juli «Goldaustrudl oder Die Sch(t)rumpfende Stadt» uraufgeführt. Und im Oktober 2024 wurde in Frankfurt ihre Kurzoper «Schweig still, mein Stein» mit dem Ensemble Modern erstmals präsentiert. Für ihre Arbeit wurde Tanja Elisa mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Dr.-Helmut-Sohmen-Kompositionspreis, dem Kompositionspreis der Ö1-Talentebörse, dem österreichischen Staatsstipendium für Komposition und dem Theodor-Körner-Preis – die Liste ließe sich fortsetzen. Parallel dazu singt sie im Theater am Gärtnerplatz in München (Dritte Dame in Mozarts «Zauberflöte») und weitere Mezzo-Partien in Konzerten. 

Portrait

© Grafenegg

Der Aufenthalt in Grafenegg im Rahmen von «Ink Still Wet» war für sie «eine fantastische, unverzichtbare ‹Allround-Experience› voller Möglichkeiten: vom Ö1 Klassiktreffpunkt […] über sehr intensive Gespräche im Kompositionsprozess mit Georg Friedrich Haas – die mich geradezu als Komponistin ‹wachsen ließen› –, bis hin zu den Proben […] mit den Tonkünstlern. Dirigentisch großartig von Baldur Brönnimann gecoached, war Ink Still Wet und die Möglichkeit, am eigenen Leib spüren zu dürfen, wie die Orchestermusiker:innen im Probenprozess, auf mein Werk unmittelbar reagieren, für mich – als Dirigentin und Komponistin – eine wahrlich richtungsweisende und bewusstseinserweiternde Erfahrung.»

Lisa Streich

2022

«Mantel»

«Zukünftigen Teilnehmern würde ich empfehlen, Dinge auszuprobieren, die man im normalen Auftragsgeschehen nicht ausprobieren kann. Diese Chance kommt so wahrscheinlich nie wieder.» Lisa Streich spricht das an, was eines der zentralen Anliegen von Ink Still Wet ist: eine Möglichkeit zum Experimentieren, zum Arbeiten in einer geordneten Umgebung und mit Freiraum. 

Lisa Streich
Lisa Streich © lisastreich.se

Die in Schweden geborene Komponistin studierte auch Orgel in Berlin, Stockholm, Salzburg, Paris und Köln. Auch sie ist auf dem besten Weg, sich international unter den führenden Komponist:innen zu etablieren. Die jüngsten Erfolge: 2024 war Lisa Streich Composer in Residence beim Lucerne Festival und beim Royal Stockholm Philharmonic Orchestra. Weitere Auftraggeber waren und sind u.a. die Berliner Philharmoniker, das NDR Elbphilharmonie Orchester, der Schwedische Rundfunkchor, das Göteborger Symphonieorchester, das Ensemble Intercontemporain und die Shizuoka Concert Hall. Ihre Werke erscheinen im Verlag Ricordi Berlin. Unter den zahlreichen Auszeichnungen sollen drei beispielhaft genannt sein: der Orchesterpreis des Anne-Sophie Mutter-Stiftung, der Ernst von Siemens-Komponistenpreis und der Rompreis Villa Massimo. 

Portrait

© Grafenegg

Lisa Streich liegt der Dialog über Musik, Kunst und ihre Möglichkeiten besonders am Herzen; das spürt man, wenn ihre Musik aufgeführt wird. Entsprechend auch ihre Reflexion auf Ink Still Wet: «ISW hat mir eine Welt in das Innere des Dirigenten ermöglicht für die ich sehr, sehr dankbar bin und die mir sehr geholfen hat, an meinen Ideen weiterzuarbeiten – in künstlerischer, praktischer und auch ethischer Hinsicht.»

José Luis Valdivia Arias

2022

«In Effigie»

Ink Still Wet wurde im Lauf der Jahre immer bekannter – was sich auch an der Vielfalt der Länder zeigt, aus denen die Teilnehmer:innen kommen; ebenso ist es spannend, zu verfolgen, was nach oder sogar wegen ISW später realisiert werden konnte. 

«Ink Still Wet hat den ersten soliden Grundstein meiner Karriere gelegt, ich habe das Gefühl, dass dort wirklich alles begann. Nach dem Programm habe ich die Audios von ISW an Tanglewood und das Lucerne Festival geschickt und wurde bei beiden ausgewählt, was zu zwei neuen Orchesterstücken führte, und so weiter.»
José Luis Valdivia Arias

Portrait

© Grafenegg

Eine Karriere kommt hier in Schwung. José Luis Valdivia Arias war 2022 in Grafenegg; im selben Jahr komponierte er als Stipendiat des Tanglewood Music Center sein Stück «Hyperconnected Fragmentations» und gewann im selben Jahr mit seinem Werk «Arya» den ersten Preis bei den 33. Young Composers Award der Fundación SGAE-CNDM. Sein erfolgreicher Weg ging weiter: erst vor kurzem gewann er den renommierten Toru-Takemitsu-Kompositionspreis sowie für sein Werk «Al-Zahra» den Ibermusicas-Preis. Auf Instagram berichtete er im Sommer 2024 voller Stolz: «My new orchestral piece ‹Cyberpunk› is finished! It will be premiered at the @lucernefestival as part of the Lucerne Festival Academy Composer Seminar – Anniversary Edition. The concert will be on the 25 of August, performed by the Lucerne Festival Contemporary Orchestra»

Erfrischend, wenn uns Komponist:innen in den Social Media von ihrer Arbeit erzählen!

Grafenegg konnte zur Karriere von José Luis etwas beitragen; auch die Organisation von Ink Still Wet hat er in bester Erinnerung: «Ich habe mich so gut behandelt gefühlt, das Tonkünstler-Orchester und das Team haben sich um jedes noch so kleine Detail gekümmert, damit alles perfekt läuft. Ich vermisse es wirklich, sie sind einfach großartige und inspirierende Menschen, und alles war einfach so professionell. Sie wissen sehr gut, wie man einen Komponisten glücklich macht.»

José Luis Valdivia Arias
José Luis Valdivia Arias © joseluisvaldiviaarias.com

Und er hat für alle einen Rat, die an den kommenden ISW-Workshops teilnehmen werden: «Genießt es, es ist einzigartig. Verschwendet die Wochen nicht mit Sorgen und Nervosität wegen des Dirigierens, das wird schon klappen. Konzentriert euch auf die Arbeit, denkt an nichts anderes […] Denkt mehr an den Prozess als an das fertige Werk, das Werk ist das Ergebnis eines Prozesses.»

Otto Wanke

2023

«Micrographies»

Werke, die für Ink Still Wet komponiert wurden und in Grafenegg ihre Uraufführung erlebten, kamen später zu weiteren Ehren. Das Orchesterstück «Micrographies» von Otto Wanke ist ein Beispiel: Die Redaktion von Ö1 reichte beim seit 1954 bestehenden Wettbewerb «International Rostrum of Composers» sein Stück für Grafenegg ein – «Micrographies» wurde als eines von neun Werken in der Kategorie «Recommended Works» ausgezeichnet; damit wird Otto Wankes Komposition von mehreren Rundfunkanstalten in ihre jeweiligen Programme eingebaut und schätzungsweise mehrere hundert Mal übertragen. Frühere Gewinner:innen beim «Rostrum»-Wettbewerb waren übrigens u.a. Luciano Berio, Tōru Takemitsu, Witold Lutosławski, György Ligeti, Erin Gee und Georg Friedrich Haas.

Otto Wanke
Otto Wanke © ottowanke.com

Otto Wanke wurde in der Tschechischen Republik geboren und lebt in Wien, wo er u.a. bei Iris ter Schiphorst, Wolfgang Liebhart und Karlheinz Essl studierte. Von 2018 bis 2022 war er Assistent am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie an der Musikuniversität Wien. Seit 2020 ist er Universitätsassistent für elektroakustische und multimediale Komposition an der Janáček-Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Brünn.

In seiner Arbeit konzentriert er sich nicht ausschließlich auf Musik; auch Installationen, visuelle Kunst, Klangkunst und interaktive Medien sind seine künstlerischen Ausdrucksmittel. Otto Wankes Œuvre umfasst Musik für Soloinstrumente bis zu Orchesterwerken sowie zwei Opern, in denen er Instrumente, Stimme, Elektronik und Klangobjekte einsetzt. Otto Wanke lässt sich in seiner Arbeit von der Natur und der physischen Welt inspirieren, um seine Wahrnehmungen in eine abstrakte und expressive Musiksprache zu übersetzen – eine Arbeit, die über die Musikwelt hinaus erfolgreich ist. Erst 2024 gewann Otto Wanke für sein Stück «… Verbindungen …» beim Wettbewerb «Sounds of Matter» in der Hauptkategorie. 

Und welche Spuren hat Grafenegg hinterlassen? Otto Wanke: «Ich kann die Teilnahme an Ink Still Wet nur wärmstens empfehlen! Das Sammeln von praktischen Erfahrungen spielt für junge Komponist:innen eine zentrale Rolle, und die Zusammenarbeit mit einem professionellen Orchester stellt in diesem Kontext eine besonders wichtige Erfahrung dar. Die Möglichkeit, selbst als Dirigent mit dem Tonkünstler-Orchester eine neue Komposition einzustudieren, war für mich eine reizvolle Herausforderung. Der praxisorientierte Arbeitsprozess sowie die gründliche Vorbereitungs- und Analysephase haben mir viele wichtige Anregungen für meine weitere Arbeit gegeben.»

Tina Geroldinger

2023

«Drops of paint» still wet

Ihr eigenes Kurzportrait schließt Tina Geroldinger auf ihrer Website so ab: «… Mit ihrer Musik will sie das Publikum herausfordern, aber mit Humor an der Stange halten.» Das gelang ihr zweifellos mit ihrem zweisätzigen Orchesterstück «Drops of paint» still wet, das sie in Grafenegg uraufführte. Das Konzert war der Startschuss für eine ganze Reihe positiver Entwicklungen für sie. «Ink Still Wet ist erst ein Jahr her, und es überrascht mich selbst, wie viel in diesem einem Jahr passiert ist und welche Auswirkungen dieser Workshop mit sich brachte …» 

Man kann es (platzbedingt) ohnehin nur auszugsweise nennen: 

Im Juni 2024 schloss sie ihr Bachelor-Studium an der Anton Bruckner-Privatuniversität in Linz ab, seit Herbst studiert sie Komposition am Salzburger Mozarteum bei Sarah Nemtsov. Und auch weil sie auf ihre Teilnahme bei ISW in Grafenegg verweisen konnte, wurden Auftraggeber auf sie aufmerksam. So komponierte sie alleine im letzten Jahr u.a. Werke für das Ensemble Cantando Admont (UA im Linzer Mariendom), für das HermesEnsemble im Rahmen von «The Times Academy», das Sinfonische Blasorchester Ried im Auftrag des Oberösterreichischen Komponist:innenbundes, die Upper Austrian Sinfonietta, die AMBITUS-Gruppe, das Trio Zallt, das EnsembleVokal und einige weitere. Wer ihr auf Social Media folgt, bekommt regelmäßig Neuigkeiten über die Karriere von Tina Geroldinger zu lesen und zu hören. 

Tina Geroldinger
Tina Geroldinger © Ulrich Gruchmann-Bernau

Sie selbst bezeichnet ISW als «… ein Wendepunkt des ‹ernst genommen werden› als junge Komponistin – geht einher mit vielen Aufträgen für die unterschiedlichsten Besetzungen; … beim Komponieren auch bewusst das Geschriebene aus dirigentischer Sicht zu hinterfragen und konkret über die praktische Organisation und Realisierbarkeit nachzudenken; … die Entwicklung eines Selbstvertrauens auch großbesetzte Kompositionen und Klangkörper meistern zu können – und dieses Selbstvertrauen in alltäglich stressigen Situation wieder abrufen zu können; … Motivation & Bestärkung; … und nicht zu Letzt: Freundschaft – so eine schöne Team-Dynamik …»

Man spürt, dass die Tage in Grafenegg gerade für sie ein besonderer Gewinn waren; umso schöner ist es, zu sehen, wie Tina Geroldingers Weg stetig erfolgreich weiter verläuft. Das Team von Ink Still Wet freut sich immer, wenn Karrieren aufstrebender Komponist:innen durch den Workshop besonderen Auftrieb bekommen. Und das beruht auf Gegenseitigkeit, die Freude ist auch bei Tina groß: «… ein Luxus-Projekt und eine große persönliche Herausforderung, aus der ich enorm gewachsen bin. Diese Erfahrung wird mich noch lange begleiten. DANKE für das Vertrauen!»

    Ink Still Wet 2024
    Festival
    24/08/2025 So 15.00 Uhr

    Ink Still Wet

    Abschlusskonzert

    Tonkünstler-Orchester Niederösterreich · Teilnehmer:innen des Composer-Conductor­-Workshops Ink Still Wet · Alexander Moore · Fabián Panisello

    PANISELLO / TEILNEHMER:INNEN DES COMPOSER- CONDUCTOR-WORKSHOPS

    Auditorium
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